Workshops: Theorie

BLOCK I – historische Kämpfe

Gescheiterter Kommunismus? Novemberrevolution

Der Aufstand der Soldaten und Matrosen im November 1918 und die darauf für kurze Zeit entstehenden Räterepubliken markieren einerseits einen Höhepunkt einer tatsächlichen Verschiebung der Machtverhältnisse und zugleich eine der bittersten Niederlagen linker Bewegungen. Warum Stärke und Zerschlagung so nah beieinander liegen und welche Rolle die innerlinken Diskussionen dabei gespielt haben, werden wir gemeinsam untersuchen.

Schwarzer Widerstand – Black Power

Frauen in Bewegung (Rachel Ulrich)

Ein kleiner aber feiner Überblick über die drei Wellen innerhalb der Frauenbewegung im Review auf die letzten zwei Jahrhunderte. Im Fokus steht der historische Vergleich der bleichgesichtigen Länder Frankreich, USA, England und Deutschland. Olympe de Gouges wurde guillotiniert. Doch die letzte Schlacht gewinnen wir. Von einer interessierten Anfängerin für interessierte Anfänger*innen!

Einstieg in linke Geschichte

Bauernkriege, Französische Revolution, NS-Widerstand, Arbeiterbewegung,Resistance, Sozialismus, Frauenbewegung, Neue Soziale Bewegungen, Häuserszene, Swing Jugend, K-Gruppen, Antifa, Kommunismus, Autonome,Arbeiterkampf, Emanzipation, Anarchismus, RAF… – hä!? Doch wo liegen die Zusammenhänge, wo Differenzen und wie lassen sich einzelne Schlagworte geschichtlich einordnen? Um historische Zusammenhänge zu verstehen, ist das Beteiligen bzw. die Auseinandersetzung mit einzelnen „Bewegungen“ ein möglicher Einstieg; jedoch hat alles in der Geschichte Vorläufer, Ursprünge, Verbindungen. In unserem Workshop versuchen wir diese freizulegen um das Hier und Jetzt besser zu verstehen.

BLOCK II – aktuelle Proteste

Schuldenkrisen und Proteste (Alex Veit von der Universität Bremen)

Protest gegen Austerität: Bringt das eigentlich was? Die Kapitalismuskrise der letzten Jahre hat in einigen europäischen Ländern Staatsschuldenkrisen ausgelöst. In der Folge schwenkten viele Regierungen auf einen Sparkurs ein. Die sozialen und wirtschaftlichen Folgen dieser Politik wiederum haben viele Menschen in Griechenland, Spanien und anderswo auf die Straßen gebracht. Die europäische Sparpolitik konnte damit allerdings – zumindest vorerst – nicht gestoppt werden. Im Workshop werden Austeritätspolitik und Austeritätsproteste in einen größeren historischen Zusammenhang gestellt. Die gegenwärtigen Entwicklung in Europa wird mit den Staatsschuldenkrisen in Südamerika und Afrika und den damit verbundenen Kämpfen gegen neoliberale Politiken seit den 1980er Jahren verglichen. Die ideologischen und materiellen Hintergründe neoliberale Austeritätspolitik werden genauso beleuchtet wie Erfolg und Scheitern sozialer Bewegungen.

Rebellische Zapatistas in México – Über revolutionäre Organisation und utopische Projektion (Robert Zenker)

Wie organisieren die Zapatistas seit mehr als 20 Jahren Widerstand und Autonomie in Südméxico? Wie wird ihr Widerstand u.a. in Europa verklärt?

from kyiv with love. queer in der Ukraine (Johannes Westphal)

Die ukrainische LGBT* Szene ist in den letzten Jahren in Bewegung geraten, hat ihre Sichtbarkeit enorm erhöht und versucht verstärkt LGBT* Themen in die Öffentlichkeit zu tragen. Neue Organisationsstrukturen und -formen wie 2013 die erste Pride sind dabei entstanden. Diese spannenden Entwicklungen finden in der westlichen Berichterstattung über die Ukraine wenig Beachtung. Geht es um LGBT*-Themen, dominieren meist negative Meldungen wie Berichte über homo- und trans*phobe Übergriffe oder die Schwierigkeit, die eigene sexuelle Identität offen leben zu können. Neben den Folgen des Ukraine-Konflikts für die LGBT*-Bewegung als weiterem Schwerpunkt sollen im Workshop Fragen der Solidarität und Unterstützungsarbeit diskutiert werden. In welcher Form können dabei emanzipatorische Kämpfe auch außerhalb der üblichen Revolutionsromantik von Befreiungsbewegungen oder allgemein festgefahrenen Weltbildern unterstützt werden?

We don’t like Samba: Proteste in Brasilien

Aufstand in Bosnien 2014 – Film und Diskussion

Linke Perspektive auf Gezi und Türkeiproteste

Autonomie der Migration?! Eine Spurensuche nach den Kämpfen der Migration in der BRD (Robert Zenker)

Wie können wir die Geschichte des Widerstands der Migration materialistisch begreifen? Was steckt hinter der Geschichte des Widerstands der Migration?

BLOCK III – theoretische EinBlicke und Vertiefungen

UTOPIE – zwischen Bilderverbot und Grundriss – mit Dr. Alexander Neupert (SJ Trier)

Utopisches Denken ist etwas anderes als ein utopischer Roman, es zieltnicht auf ausgepinselte Bilder einer zukünftigen Gesellschaft, sondern dient als Kraftquelle für gegenwärtige Kämpfe. Was sind mögliche Funktionen von Utopien für emanzipatorische Bewegungen? Über diese Frage wird im Workshop anhand von utopietheoretischen Texten diskutiert und beraten. Alexander Neupert studierte Philosophie, Geschichte und Politk in Osnabrück. 2013 erschien sein Buch „Staatsfetischismus“, Anfang 2015 folgt der Band „Utopie“ in der Reihe theorie.org.

Facetten von Macht & Gewalt

In diesem Workshop möchten wir uns mit verschiedenen Ansätzen aus der Philosophie beschäftigen, die versuchen komplexe Verhältnisse von Macht und Gewalt auf ihre eigene Art zu fassen. Was macht Macht eigentlich aus und wie ist sie zu bewerten und welche Rolle kommt der Gewalt in gesellschaftlichen Auseinandersetzungen zu?

Die große Ernüchterung und das Ende der Geschichte - Stalinismus-Kritik (Karl Freikamp)

Die Auseinandersetzung mit der Sowjetunion ist in der radikalen Linken, abgesehen von einem einfachen „Nein, nein, das war nicht der Kommunismus“ äußerst verpönt. Autonome Gruppen beginnen die historisch linken Bewegungen erst in den 1980er Jahren. Die Stalinära ist das Konterargument par excellance, wenn wir über Kommunismus reden wollen. Und ob wir die große Ernüchterung nun schon Ende 1917, 21, 38 oder mit dem Hitler – Stalinpakt einsetzen lassen, scheint nichtig unter der Tatsache der enttäuschten Hoffnungen und der Konterrevolution von innen, der scheinbar ersten proletarischen Revolution. Bini Adamczak schreibt dazu in „gestern morgen“ es sei sowohl der Kommunismus gewesen wie er es nicht war. Doch was verbirgt sich hinten der diesem Paradoxon? Gemeinsam wollen wir Wege suchen die weder die Identifikation noch die totale Abgrenzung gegen die große Ernüchterung der kommunistischen Bewegung zum Ziel haben. Denn wer, wenn nicht wir, die für eine andere Welt kämpfen, kann den wahren Schaden, die wahre Trauer des Scheiterns der russischen Revolution begreifen.

Feminismus und kritische Theorie (Lea Nitz)

Welche Elemente der kritischen Theorie können für eine feministische Kritik genutzt werden? Wie verändert sich dadurch eine feministische Perspektive?

Die ersten Sozialisten. Entfremdungsromantik, Glücksversprechen, Utopien. (Constantin Horscht)

Wer waren die ersten Sozialisten? Was haben sie an der bestehenden Gesellschaftsordnung kritisiert und welche Gegenkonzepte haben sie entworfen? Im Workshop werden wir uns anhand von Originaltexten ein Stück Geschichte des Sozialismus aneignen: den Frühsozialismus (1789–1848). Allerdings ist die Beschäftigung mit wenig bekannten Autoren wie Charles Fourier, Saint-Simon oder Robert Owen keineswegs nur von historischem Interesse. Ihr Denken wirkte in der Arbeiter_innen-Bewegung noch lange Zeit nach. Inwieweit wollen wir uns in diese Tradition stellen?

Macht und Gegenmacht im Empire (Janis)

Dem Autoren-Duo Antonio Negri und Michael Hardt gelingt eine inspirierendeZusammenführung linker Theorie-Stränge: Dessidenter Kommunismus aus demItalien der 70er Jahre und Poststrukturalismus verschmelzen zu einerDiagnose der Gegenwart, ohne bei einer bloßen Bestandsaufnahme zuverharren.

Kritische Theorie und politische Praxis (Michael Schwandt)

Die Frage zum Verhältnis von Theorie zu Praxis – und andersherum – begleitet die Linke durch ihre gesamte Geschichte. Die Kritische Theorie selber ist ihrem Selbstverständnis nach als Reaktion auf eine politische Situation entstanden, in der emanzipatorische Praxis, wie sie die marxistische Theorie dder Arbeiterbewegung sie beschrieben hatte, unmöglich (Revolutionstheorie) oder unnütz (Reformstrategien) erschien. Im Laufe der Theorieentwicklung zogen Adorno und Horkheimer auf der einen, Marcuse auf der anderen Seite unterschiedliche Schlüsse aus dieser Erkenntnis, die jeweils das Verhältnis von Theorie und Praxis neu zu bestimmen versuchten. Diese Differenz soll das Thema des Workshops und der Diskussion sein.

Kommunismus. Kleine Geschichte wie alles anders wird. (Sandy Priemel)

In diesem Lesekreis wollen wir uns das Buch von bini adamczak vornehmen. Dabei soll es zuerst darum gehen, was eigentlich schief läuft in der Welt (bzw. um den Teil, der mal Soziale Marktwirtschaft, mal Neoliberalismus genannt wird und doch immernoch Kapitalismus heißt). Und anschließend gucken wir uns die unterschiedlichsten Anstrengungen und Ideen der Menschen an, die versuch(t)en ein gutes Leben für alle aufzubauen. Auch wenn ich jetzt schon verraten kann, dass sie fünf von sechsmal feststellen müss(t)en: „Nein, Nein das ist nicht der Kommunismus!“

Revolutionstheorien (Felix Marzillier und Sebastian Jähn)

Für „die Revolution“ sind irgendwie doch alle. Unklar bleibt dabei aber meist, von wem, wie und vor allem wozu eigentlich eine Revolution veranstaltet werden soll. Mit Blick auf die Klassiker_innen der Revolutionstheorien wollen wir uns daher im Workshop u.a mit revolutionären Subjekten und Organisationsformen beschäftigen und darüber diskutieren, inwiefern es sinnvoll ist, sich aktuell auf „die Revolution“ zu beziehen. Ihr müsst keine Vorkenntnisse, aber Lust am gemeinsamen Lesen von Texten mitbringen.